Obdachlose: Bürger in einer Situation der sozialen Unterbürgerschaft?

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Marianne Trainoire Bertrand Bergier

Abstract

Basierend auf einer ethnographischen Untersuchung schlägt dieser Artikel Analysemöglichkeiten zur Frage der politischen und sozialen Staatsbürgerschaft von Obdachlosen vor. Auch wenn Unstetigkeit und Staatsbürgerschaft historisch gesehen als unvereinbar galten, versucht die Legislative heute, diesen Widerspruch nach und nach aufzulösen. Diese rechtliche Metamorphose kann jedoch nicht die Zusammenhänge aufheben, die zwischen den konkreten Existenzbedingungen Obdachloser und ihrer Wahrnehmung politischer und sozialer Staatsbürgerschaft bestehen. Die Aufnahme- und Betreuungsstrukturen gehen differenziert an die Staatsbürgerschaft Obdachloser heran und setzen sehr unterschiedliche Praktiken zur Unterstützung des bürgerlichen und staatsbürgerlichen Lebens ihrer Klienten um. Während also die "Nutzerbeteiligung" im Mittelpunkt steht, kann diese Form der beaufsichtigten Bürgerschaft paradoxerweise dazu beitragen, den obdachlosen Staatsbürger zu bevormunden und in der Ausübung seiner Rechte zu entmündigen- Menschen, die auf der Straße leben, sind dann auf "Situationen der sozialen Unterbürgerschaft" beschränkt, obwohl ihre volle Staatsbürgerschaft gesetzlich bestätigt ist.

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