Gekommen, um zu bleiben: Die Beziehungen zu den Geschwistern gehören zu den längsten und prägendsten Bekanntschaften, die einen Menschen in seinem Leben begleiten. Zusammengehörigkeit und Fürsorge, wechselseitige Erziehung und Abgrenzung, aber auch Rivalität um elterliche Anerkennung, ums Erbe, auch tödliche Feindschaften: Geschwisterbeziehungen sind vielschichtig und ambivalent, hilfreich und hinderlich.
Ob im genetischen Verständnis oder im metaphorischen Sinne: der Geschwistergedanke ist bedeutsam und prägend für die Ausgestaltungen von Kulturen und Religionen. Geschwistermetaphorik begegnet in den Heiligen Schriften von Juden, Christen und Muslimen und wird im interreligiösen Dialog verwendet. Schillers „Alle Menschen werden Brüder“ findet sich als Utopie in der Friedens- und Sozialethik wieder. Der konkrete Bezug auf „Schwestern“ und „Brüder“ motiviert stärker zum sozialen Handeln als die abstrakte Vorstellung von der Würde aller Menschen.
transformatio; Heft 1/2025 – im nunmehr schon vierten Jahrgang – fragt multiperspektivisch nach theologischen Aspekten und kulturellen Potentialen von Geschwisterkonzepten, nimmt aber auch die Ideologieanfälligkeit und die Grenzen der Rede von den „Brüdern und Schwestern“ in den Blick.
Veröffentlicht: 2025-05-16